Zum heutigen 16. August kommt der Goldhändler Solit mit einer App an den Start, über die Anleger physisches Gold kaufen können. Was der Neo-Broker Trade Republic für den ETF- und Aktienhandel sei, solle die neue Marke und die App „Flexgold“ für den Goldhandel werden, heißt es vom Unternehmen. Bedeutet: Anleger sollen mit wenigen Klicks und einer benutzerfreundlichen Oberfläche bequem (physisches) Gold kaufen, lagern und wieder verkaufen können. Neben Gold lassen sich auch Silber, Platin und Palladium handeln. Flexgold verlangt variable Handelsaufschläge auf den Goldpreis, wenn Du Gold kaufst. Dazu kommen unserer Recherche nach vergleichsweise hohe Verwahr- und Liefer-/Abholkosten. Die Gebühren relativieren sich, wenn Du Gold im Wert von mehr als etwa 260.000 Euro im Depot hältst.
An dieser Stelle werden wir zeitnah einen Erfahrungsbericht zur Nutzung der App, inklusive Vor- und Nachteile, bereitstellen.
Was ist Flexgold?
Flexgold ist die erste App ihrer Art, die es deutschen Anlegern ermöglicht, in wenigen Schritten physisches Gold zu kaufen, zu lagern und, wenn gewünscht, wieder zu verkaufen. Verfügbar ist auch eine Desktop-Version.
Hinter Flexgold steht Solit, ein 2008 gegründeter, etablierter Edelmetallhändler, der seinen Hauptsitz seit 2021 in Tägerwilen im Schweizer Kanton Thurgau hat.
Wichtige Features und Fakten zu Flexgold
- Mit der neuen App kannst Du Gold, Silber, Platin und Palladium ab einem Gramm kaufen. Auch Sparpläne mit monatlicher Ausführung ab 1 Euro sind möglich.
- Kaufst Du Gold, wirst Du an einem Großbarren beteiligt, Du erwirbst sog. Bruchteilseigentum. Der Großbarren ist in der Schweiz sicher eingelagert. In der App kannst Du die Barrennummer einsehen, an der Du beteiligt bist.
- Die Barren sind versichert. Im Falle einer Insolvenz von Solit sind die Barren Sondervermögen und zählen nicht in die Insolvenzmasse.
- Ähnlich wie bei Broker-Apps steht Dir in der Flexgold App eine übersichtliche Benutzeroberfläche zur Verfügung. Du kannst dort zum Beispiel den Stand Deines Edelmetalldepots („Vault“) einsehen und die Wertentwicklung Deiner Positionen nachvollziehen. Auch kannst Du vergangene Käufe und Verkäufe rückverfolgen.
- Um Edelmetalle zu kaufen, musst Du vorab Geld auf ein Verrechnungskonto („Währungskonto“) überweisen. Möglich sind Einzahlungen in den Währungen Euro, US-Dollar, Schweizer Franken und Britisches Pfund. Du kannst auch einen Dauerauftrag einrichten.
- Die Schweizerische Finanzaufsicht Finma stuft Flexgold als Finanzintermediär ein, zudem hat Flexgold keine Banklizenz. In einem solchen Fall darf Geld maximal 60 Tage auf dem Währungskonto verbleiben. Flexgold baut einen Puffer ein: Investierst Du eingegangenes Geld nicht innerhalb von 42 Tagen, wird eine Rücküberweisung veranlasst und mit gut 15,70 Euro Gebühr belegt.
- Du kannst Dir Deine Barren auch aushändigen lassen. Dafür kannst Du einen Termin in einer der Solit-Filialen vereinbaren oder Dir Barren ab 1 Gramm (bei Silber sind es 20 Gramm) zustellen lassen. Dies ist aber mit zusätzlichen, aus unserer Sicht recht hohen Gebühren verbunden. Lies mehr dazu im Kapitel „Weitere Kosten“ weiter unten.
Fixing-Preis, Spotpreis, Händlerpreis: Welcher Goldpreis gilt?
Der Goldpreis ergibt sich, wie jeder Preis, aus Angebot und Nachfrage. Allerdings gibt es anders als bei Aktien keine regulierte Börse für Gold und Edelmetalle, sondern maßgeblich ist der Handel an der außerbörslichen Plattform LBMA (London Bullion Metal Association).
Zweimal täglich stimmen sich die fünf größten Goldhändler des Bankensektors, alle Mitglieder der LBMA, telefonisch ab und geben den sog. Fixing-Preis bekannt. Dieser gilt als der „wichtigste Goldkurs der Welt“ und dient als internationaler Referenzpreis für eine Feinunze Gold (31,1 Gramm).
Entsprechend nah am Fixing-Preis liegt der sog. Spotpreis. Gemeint ist der Echtzeitpreis, zu dem Goldhändler über den Globus zu einer beliebigen Zeit an der LBMA Gold handeln. Der Spotpreis wird regelmäßig aktualisiert.
Der Preis, den ein Goldhändler verlangt, wenn er zum Beispiel online Gold verkauft, kann sich am letzten Fixing-Preis oder am aktuellen Spotpreis orientieren. In der Regel verlangt der Händler ein Aufgeld (Agio), auch Verkaufsaufschlag genannt. Das ist seine Marge, sein Gewinn.
Wie viel der Händler genau aufpreist, hängt unter anderem von seinen Beständen und seinem Verwaltungsaufwand für Versicherung und Transport ab. In der Regel variiert also das Agio. Über Online-Vergleichsportale kannst Du als Kunde aber leicht sehen, in welchem Rahmen sich die Preise verschiedener Händler bewegen.
Laut der Vergleichsplattform Gold.de liegt der Aufschlag bei einem Goldbarren vom Gewicht einer Unze am 16. August 2023 bei rund 1,4 Prozent.
Finde den aktuellen Goldpreis auch bei Forbes Advisor.
Zu welchen Preisen kaufst und verkaufst Du bei Flexgold?
Bei Flexgold kannst Du einen Sofortkauf oder einen geplanten Kauf durchführen.
- Möchtest Du sofort kaufen, stellt Dir Flexgold für 5 Minuten einen Echtzeit-Handelspreis. Das ist der Spotpreis der London Bullion Metal Association (LBMA) zuzüglich eines Handelsaufschlags.
- Planst Du eine Order in der Zukunft (etwa beim Sparplan), gilt das letzte Fixing als Preisbasis. Auf den Fixing-Preis zahlst Du ebenfalls einen Handelsaufschlag.
Beachte: Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob Du zu einem guten Preis kaufst, vergleiche den Handelspreis bei Flexgold mit denen anderer Goldhändler. Laut Flexgold variieren die Handelsaufschläge, beim Verkauf gelten Spot- und Fixing-Preise jeweils ohne Aufschlag.
Welche weiteren Kosten fallen an?
Achte zusätzlich auf die Verwahrkosten und – falls Du erwägst, Dir das Gold ausliefern zu lassen – die Liefer- bzw. Abholkosten.
Verwahrgebühr
Flexgold verlangt eine Gebühr dafür, dass es Deine physischen Barren in der Schweiz für Dich sicher lagert. Die genaue Verwahrgebühr richtet sich nach der Art des Edelmetalls und der Depotstufe („Vault“-Stufe).
Privatanleger, die weniger als umgerechnet etwa 260.000 Euro investieren, haben die „Vault“-Stufe „Basic“ und zahlen bei Gold mit 1,2 Prozent pro Jahr (0,1 Prozent pro Monat) die höchsten Verwahrgebühren.
Die Gebühr behält Flexgold in Form des jeweiligen Edelmetalls ein. Für 1.000 Gramm Gold im Bestand fällt zum Beispiel monatlich 0,1 Prozent Gebühr an, das entspricht 1 Gramm Gold. Statt 1.000 Gramm sind im Vault 999 Gramm gutgeschrieben.
In absoluten Beträgen zum 16. August 2023: 1 Kilogramm Gold (Gegenwert 56.100 Euro) kostet Dich 1 Prozent pro Monat (56,10 Euro) und 1,2 Prozent pro Jahr (etwa 673 Euro).
Bei Eröffnung Deines Depots („Vaults“) bzw. vor Deinem ersten Kauf werden Dir die Verwahrgebühren angezeigt.
Auslieferungsgebühr
Bei der Auslieferung erhebt Flexgold sog. Formkosten, also eine Gebühr abhängig vom Gewicht der zu liefernden Barren. 1 Unze Gold kostet knapp 21 Euro.
Dazu kommen Versandkosten von gut 25 Euro für den Versand eines Warenwertes bis etwa 5.250 Euro. Das entspricht zum 16. August 2023 dem Wert von knapp 3 Unzen Gold.
Schließlich musst Du als deutscher Staatsbürger mit Wohnsitz in Deutschland Gold, das aus der Schweiz eingeführt wird, ab 430 Euro Warenwert auch mit 2,5 Prozent verzollen.
Beachte: Die Auslieferung von über Flexgold gekauftes Gold ist vergleichsweise kostspielig. Falls es Dir von vornherein darum geht, physisches Gold zu Hause zu haben, gibt es über Online-Händler in Deutschland günstigere Möglichkeiten an Gold zu kommen. Siehe auch das Kapitel Flexgold versus klassischer Goldkauf weiter unten.
Abholgebühr
Alternativ kannst Du Dir Dein Gold auch in einer (deutschen) Solit-Niederlassung abholen. Hierfür erhebt das Unternehmen aber eine Abholpauschale in Höhe von gut 75 Euro bei einem Warenwert bis etwa 5.250 Euro, bzw. gut 80 Euro bei einem Warenwert bis etwa 10.500 Euro. Auch hier gibt es ggf. günstigere Möglichkeiten über andere niedergelassene Goldhändler. Vergleiche, wenn möglich, vorab die Kaufkosten vor Ort.
Wie funktioniert die Depoteröffnung bei Flexgold?
Um Dein Edelmetalldepot (Deinen Vault) bei Flexgold zu eröffnen, lade Dir am besten zunächst im Apple App Store oder Google Play Store die App herunter. Du musst Dich dann zunächst registrieren. Dafür musst Du einige persönliche Daten angeben, darunter
- Vor- und Nachnamen,
- Geburtsdatum,
- Staatsangehörigkeit,
- Adresse,
- Telefonnummer,
- E-Mail-Adresse und
- Deine Bankdaten (Name der Bank und IBAN).
Anschließend musst Du Deine Identität bestätigen. Dazu kannst Du die ID Now Auto-Ident-App nutzen; eine Legitimierung über den Browser geht auch, sofern Du eine Kamera am Rechner hast. In jedem Fall brauchst Du Deinen Personalausweis oder Reisepass, den Du in die Kamera halten musst.
Um anschließend Deinen Login abzusichern, bietet Flexgold eine 2-Faktor-Authentifizierung über Deine E-Mail-Adresse an. Möchtest Du Dich einloggen, erhältst Du also eine E-Mail mit einem Bestätigungscode, den Du auf der App-/Weboberfläche eintragen musst.
Du hinterlegst dann ein festes Referenzkonto für Deinen Vault, von dem aus Du Geld aufs Währungskonto überweisen kannst. Wie lange es dauert, bis das Geld gutgeschrieben ist, hängt von Deiner Bank ab. In der Regel sind es aber weniger Bankarbeitstage.
Flexgold versus klassischer Goldkauf
Ein häufig genutzter Weg, physisches Gold zu kaufen, ist es, beim niedergelassenen Goldhändler oder bei Online-Händlern zu kaufen und das Gold zu Hause im Tresor oder in einem Bankschließfach zu verwahren.
Der Online-Goldkauf hat den Vorteil, dass Kauf- und Verkaufspreise transparent sind: Vergleichsportale wie gold.de stellen die Preise verschiedener Goldhändler gegenüber. Du kannst den Händler wählen, der den günstigsten Preis (inkl. Versandgebühren) bietet, dabei auf Kundenbewertungen achten und prüfen, ob es sich um einen seriösen Händler handelt (der etwa Mitglied im Berufsverband des Münzenfachhandels ist).
Flexgold versus Edelmetall-Depot
Darüber hinaus bieten die großen Edelmetallhändler wie Pro Aurum, Degussa, Rheingold Edelmetalle, Philoro oder Ophirum auch Online-Edelmetall-Depots an, die immer öfter mit dem Online-Shop verknüpft sind.
Auch Banken bieten solche Depots in Zusammenarbeit mit Edelmetallhändler an. So kooperiert Solit beispielsweise mit VR-Banken und Sparkassen.
In einem Edelmetall-Depot kannst Du den Bestand und die Wertentwicklung Deines Goldes online einsehen, während Dein Gold sicher verwahrt wird. Diese Angebote kommen Flexgold am nächsten.
Flexgold Vor- und Nachteile
Flexgold ist eine neue, elegante Möglichkeit für Privatanleger, Gold zu kaufen, zu lagern, und – wenn gewünscht – wieder zu verkaufen. Erstmals geht das einfach per App. Gut finden wir, dass Flexgold Sparpläne ab 1 Euro möglich und Auszahlpläne im Programm hat. Auch, wer sich das Gold eines Tages ausliefern lassen möchte, kann dies tun.
Allerdings verlangt Flexgold variable Aufschläge auf den Spot- bzw. Fixing-Preis, wenn Du Gold kaufst. Dazu kommen unserer Recherche nach vergleichsweise hohe Verwahr- und Liefer-/Abholkosten. Die Gebühren relativieren sich, wenn Du Gold im Wert von mehr als umgerechnet 260.000 Euro im Depot hältst.
Unser Fazit
Wir sagen: Flexgold kann eine Möglichkeit sein, wenn Du Wert auf eine einfache, benutzerfreundliche Handelsmöglichkeit legst, Dein Gold gern in der Schweiz verwahrt weißt und bereit bist, dafür höhere Kosten in Kauf zu nehmen. Für absolute Sparfüchse oder Anleger, die ihr Gold früher oder später zu Hause haben wollen, gibt es unserer Recherche nach günstigere Möglichkeiten zum Goldkauf.
Sobald wir die App getestet haben, veröffentlichen wir an dieser Stelle weitere Infos.
Häufige Fragen zum Goldkauf (FAQ)
Warum Gold kaufen?
Viele Anleger verbinden mit Gold einen sicheren Hafen in Krisenzeiten. Anders als Papiergeld hat Gold eine Jahrtausende alte Tradition und wurde zeitlebens als Zahlungsmittel akzeptiert. Gold wird wohl außerdem nie wertlos, denn der Rohstoff ist endlich, sein Abbau kostspielig. Neben dem Sicherheitsgefühl, das Gold vielen vermittelt, hat Gold auch einen ganz simplen Nutzen: Es kann Wertschwankungen in einem Aktienportfolio ausgleichen, das Portfolio in hektischen Zeiten stabilisieren. In der Vergangenheit hat sich der Goldpreis immer wieder gegengleich zu Bewegungen am Aktienmarkt verhalten. Experten halten eine Goldbeimischung im Portfolio zwischen 5 und 10 Prozent für sinnvoll.
Wie viel Rendite bringt Gold?
In der langen Frist (ab 1975) hat ein internationaler Aktienkorb rund doppelt so viel an Rendite eingebracht wie Gold (grob etwa 10 zu 5 Prozent). Daher auch der Rat vieler Experten, für die langfristige Geldanlage nicht auf die Rendite von Gold zu setzen. Allerdings hat Gold vor allem in Krisenzeiten stabilisierend aufs Portfolio gewirkt und in bestimmten Zeiträumen renditemäßig besser abgeschnitten. Zwischen 2008 und 2022 etwa, machte Gold pro Jahr rund 5,5 Prozent an Wertentwicklung gut; internationale Aktien brachten es im Durchschnitt nur auf knapp 4,6 Prozent pro Jahr. Mehr zur Rendite von Gold versus Aktien liest Du auch in unserem Ratgeber Gold kaufen.
Welche Wertpapiere auf Gold gibt es?
Alternativ zu physischem Gold kannst Du auch Wertpapiere kaufen, die den Goldpreis nachempfinden. Wir nennen diese auch Gold-ETCs. Der Begriff ETC steht für Exchange Traded Commodities, auf Deutsch: börsengehandelte Rohstoffe. Manche Gold-ETCs beinhalten einen Lieferanspruch auf physisches Gold und sind insofern „abgesichert“. Beispiele sind Euwax-Gold und Xetra-Gold. Ein Vorteil: Verkaufst Du solche physisch besicherten Gold-ETCs mit Gewinn, die länger als 1 Jahr lang in Deinem Besitz waren, zahlst Du keine Steuern. Lies mehr in unserem Ratgeber zu Gold-ETCs
Wie wird Gold besteuert?
Verkaufst du physisches Gold mit Gewinn, hattest Deine Goldmünzen oder Goldbarren jedoch länger als ein Jahr, ist dieser Gewinn steuerfrei. Andernfalls zählt der Verkauf als „privates Veräußerungsgeschäft“ und Dein persönlicher Einkommensteuersatz wird fällig. Für private Veräußerungsgeschäfte gilt eine Freigrenze von 600 Euro. Reißt Du die Grenze, musst Du den gesamten Gewinn versteuern. Mehr zum Thema Gold und Steuern liest Du in einem eigenen Artikel.
Author: Jordan Smith
Last Updated: 1700354282
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